Digitale Unterrichtseinheit, Kapitel 3

Kapitel 3: Vom Pogrom zum Völkermord

„Die Erinnerung lässt mich bis heute nicht mehr los“

Schritt 1: Wiederholung Kapitel 1 und 2

In Kapitel 1 hast Du erfahren, wie die NSDAP seit ihrer Machtübernahme am 30.1.1933 die jüdische Bevölkerung in Deutschland systematisch diskriminierte. Schritt für Schritt nahm die Regierung ihnen bis zu den Pogromtagen im November 1938 ihre Rechte in aller Öffentlichkeit. Große Teile der Bevölkerung billigten das Vorgehen. Ständige Propaganda, Lügen, Gewalt und Terror gegen Andersdenkende und vor allem gegen „fremdrassige“ Menschen bestimmten das öffentliche Leben.

Das 2. Kapitel behandelte die Pogromtage im November 1938. Die Regierung organisierte gewaltsame Aktionen im ganzen Reichsgebiet gegen die jüdisch-deutschen Bürgerinnen und Bürger, ihre Geschäfte, Häuser und Synagogen. Die Regierung und große Teile der Bevölkerung zeigten spätestens in diesen Tagen, dass sie keinerlei Rücksicht mehr auf ihre Mitmenschen nehmen würden und die jüdische Kultur (Synagogen, Friedhöfe, Kunst) und die wirtschaftliche Existenz von ca. 570.000 deutschen Jüdinnen und Juden vernichten wollten. Am 30. Januar 1939 drohte Adolf Hitler in seiner Rede vor dem Reichstag mit der „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“. Auf einer internationalen Konferenz im französischen Badeort Evian am Genfer See im Juli 1938 erklärte sich keiner der teilnehmenden Staaten bereit, seine Einwanderungsquote für jüdische Flüchtlinge zu erhöhen. Ein Teil der jüdischen Bevölkerung konnte gerade noch rechtzeitig fliehen. Gemäß der Devise "Rette sich, wer kann" erreichten z.B. Hunsrücker Familien Shanghai, Bolivien oder die Dominikanische Republik. Ihren Besitz übernahmen Nicht-Juden oder staatliche Stellen wie die Finanzämter.

Schritt 2: Einführung Kapitel 3

In Kapitel 3 geht es um die dramatischen Verfolgungen der Jüdinnen und Juden in Deutschland und ganz Europa seit dem von Deutschland begonnenen 2. Weltkrieg. Eine Flucht war für sie ab 1939 nur noch in Ausnahmefällen möglich. Das deutsche Terrorregime konzentrierte sich fortan auf die bei der Wannsee-Konferenz im Januar 1942 offiziell beschlossene „Endlösung“, d.h. den Massenmord an den Jüdinnen und Juden Europas. Es liegen zahlreiche Augenzeugenberichte von Überlebenden aus dem Hunsrück vor, auch von Heinz Joseph aus Laufersweiler, den Du in Kapitel 1 und 2 schon kennengelernt hast.

Bevor Du mit den Schritten 3 bis 7 startest, lade Dir hier die Begriffserklärungen herunter - wenn Du es nicht schon in Kapitel 1 oder 2 gemacht hast. Die folgenden Begriffe sind dort erklärt: Antijudaismus, Antisemitismus, Bar Mitzwa / Bat Mitzwa, Generalgouvernement, Holocaust / Shoah, Ideologie, Konzentrationslager / Vernichtungslager, Mandatsgebiet Palästina, Matzen / Mazzen, Nationalsozialismus, NSDAP, Rassismus, Schutzstaffel (SS), Staatliche Gedenk- und Feiertage in Deutschland, Sturmabteilung (SA), Völkermord / Genozid.

Schritt 3: Video Planung und Durchführung des Völkermords an den Juden in Europa

Schaue Dir das Video Planung und Durchführung des Völkermords an den Juden in Europa an.

Schritt 4: Aufgabe „Heinz Joseph - Schreckliche Erinnerungen“

Lade Dir nun das Arbeitsblatt Heinz Joseph - Schreckliche Erinnerungen herunter und bearbeite die Aufgaben. Du kannst Deine Antworten in das PDF-Dokument eintragen. Vergiss nicht, es am Ende zu speichern. Wenn Du fertig bist, kehre zurück und bearbeite Schritt 5.

Schritt 5: Aufgabe Langzeitfolgen

Nach seiner Befreiung wanderte Heinz Joseph nach einem kurzen Aufenthalt in Luxemburg in die Vereinigten Staaten von Amerika aus. Er nannte sich fortan Henry Joseph. 1951 besuchte er als Angehöriger der US-Armee noch einmal seinen Heimatort. Wieder zurück in den USA, gründete er ein Auto-Geschäft und versuchte die schrecklichen Erlebnisse der NS-Zeit zu vergessen. Erst 40 Jahre später begann er mit der Aufarbeitung seiner Familiengeschichte. Die Gespräche mit anderen Überlebenden taten ihm zwar gut, konnten ihn aber nicht von den immer wieder auftretenden seelischen Qualen befreien. Das „Warum?“ fand keine Antwort.

Die Gemeinde und der Förderkreis Synagoge Laufersweiler luden Henry (Heinz) Joseph 1994 zu einer Begegnungswoche ein. Er lehnte die Einladung ab. Er kam nie wieder in das Dorf seiner Kindheit, nach Laufersweiler, stellte aber dem Förderkreis viele Dokumente zur Verfügung.

Lade Dir nun das Arbeitsblatt Langzeitfolgen herunter und bearbeite die Aufgaben. Du kannst Deine Antworten in das PDF-Dokument eintragen. Vergiss nicht, es am Ende zu speichern. Wenn Du fertig bist, kehre zurück und bearbeite Schritt 6.

Schritt 6: Zeitstrahl

Klicke durch den Zeitstrahl. Du liest dort die zahlreichen staatlichen Maßnahmen, die zum Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden führten.

Schritt 7: Abschluss

Der Nationalsozialismus zerstörte jüdisches Leben auf dem Lande unwiederbringlich. Seit den 1940er Jahren gibt es im Rhein-Hunsrück-Kreis keine lebendige jüdische Gemeinde mehr. Ihre Mitglieder flohen, blieben verschollen, wurden deportiert, in den Konzentrationslagern ermordet. Zur alten Heimat gingen die Überlebenden auf Distanz, ihr Blick wendete sich nach vorne. Doch die Erlebnisse des Krieges und der Flucht haben tiefe Verletzungen der Psyche hinterlassen, die bewusst und unbewusst auf das Leben in der neuen Welt einwirkten. Viele schweigen über das Erlebte – aus Sprachlosigkeit, Scham, Angst – die Unmöglichkeit der Bewältigung führt zur Verdrängung. Doch gerade im Alter brechen viele Wunden wieder auf und das Bedürfnis nach Dialog wächst.

Diesen Dialog unterstützt das Forst-Mayer Studien- und Begegnungszentrum für das Landjudentum, das sich in der ehemaligen Synagoge in Laufersweiler befindet. Zusammen mit dem Förderverein Synagoge Laufersweiler e.V. hat das Zentrum im Jahr 2021 eine virtuelle Ausstellung erstellt. Wenn Du mehr über das jüdische Leben auf dem Hunsrück vor 1933 oder die Schicksale von Hunsrücker Jüdinnen und Juden erfahren möchtest, schaue Dir die Ausstellung „Erwachet aus dem langen Schlafe“ an. Du kannst Dir auch die Broschüre über Heinz Josephs Leben (Teil 1 und Teil 2) herunterladen, seinen ausführlichen Bericht für die Shoah Foundation anschauen oder auf einem Spaziergang rund um Laufersweiler mehr über die Geschichte der Jüdinnen und Juden in Laufersweiler erfahren.

Entsprechende Flyer sind an der Synagoge kostenfrei vorhanden.

Einen Rundgang durch Laufersweiler kannst Du Dir auch auf Youtube ansehen (9 MInuten):

https://www.youtube.com/watch?v=pugUcouKg6w

Besuche in Laufersweiler

Einzel- und Gruppenbesuche, Studientage oder Projekte mit Themenabsprache sind jederzeit möglich. Entsprechende Medien (I-Pads, Laptops, Kameras, PC-Arbeitsplätze, Quiz zum Judentum, Internetpräsentationen, Bibliothek, Archiv) stehen zusätzlich zur permanenten Ausstellung bereit, ebenso anfassbare Objekte zur jüdischen Religion. Eine eigenständige Erkundung der jüdischen Geschichte des Ortes ist ebenfalls auf dem Rundgang "Weg der Erinnerung" mit QR-Code-Nutzung und/oder mit entsprechenden Flyern möglich.

Ein Besuch der Innenräume der Synagoge ist nur nach Voranmeldung möglich (06543/3420 oder 06762/5269)

Anmeldung/Kontakt: Kontaktformular auf der Website: www.synagoge-laufersweiler.de

oder per Mail an synagoge-laufersweiler@vodafone.de