Programm zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Das neue Programmheft des rheinland-pfälzischen Landtags zum bundesweiten „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ am 27. Januar 2024 ist jetzt erschienen. Es stellt mehr als 50 Gedenkveranstaltungen vor, die in Mainz und in Rheinland-Pfalz im Umfeld dieses Gedenktages von Januar bis März stattfinden, seien es Gedenkstunden, Stadtführungen, Lesungen und Vorträge, Ausstellungen, Zeitzeugengespräche oder auch Filmvorführungen.

Die Broschüre kann ab sofort hier als PDF über die Homepage des Landtags abgerufen werden. Auch in gedruckter Form ist die Broschüre erhältlich und kann kostenlos bestellt werden unter Telefon 06131/208 2311 oder per Mail an veranstaltungen(at)landtag.rlp.de.

Im Zentrum des Gedenkens stehen erstmals jahrzehntelang verleugnete Opfergruppen der nationalsozialistischen Diktatur. Sie wurden als „asozial“ oder „Berufsverbrecher“ bezeichnet und verfolgt, weil sie in der nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft“ keinen Platz hatten. Es betraf vor allem Menschen wie Arbeits- und Wohnungslose, Bettler, Fürsorge¬empfängerinnen und -empfänger, Prostituierte, unangepasste Jugendliche, aber auch Sinti und Roma. Als sogenannte „Berufsverbrecher“ galten Menschen, die wegen Eigentumsdelikten wie Einbruch, Diebstahl, Betrug oder Hehlerei Haftstrafen verbüßt hatten und ab 1933 ohne konkreten Tatvorwurf in KZs inhaftiert wurden.
Erst im Februar 2020 erkannte der Deutsche Bundestag diese Menschen als Opfer der NS-Diktatur an. „Die Veranstaltung geht auch der Frage nach, wie es zu der jahrzehntelangen Leugnung dieses Unrechts kommen konnte und welche Wege es heute aus dem Verleugnen und Vergessen geben kann“, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering. Er und Ministerpräsidentin Malu Dreyer werden dazu auf der zentralen Gedenkveranstaltung des Landtags am 27. Januar 2024 im Mainzer Deutschhaus sprechen. 

Quelle: Landtag Rheinland-Pfalz

 

Der 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter und gesetzlich verankerter Gedenktag. Er erinnert an die Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau und der beiden anderen Konzentrationslager Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945. Auch der Förderkreis Synagoge Laufersweiler hat zu diesem Anlass ein Programm vorgesehen: 

Die Auswirkungen der Shoah auf die Nachkommen der TäterInnen und Opfer“
Vortrag mit Dr. Marie-Luise Conen
Zeit: Donnerstag, 25. Januar, 19 Uhr
Ort: Ehemalige Synagoge Laufersweiler, Kirchgasse 6, 55487 Laufersweiler

Das Vergangene ist nicht vergangen: Bis heute wirken die Folgen der Nazi-Zeit nach – sowohl bei den Nachkommen der Opfer als auch auf Seiten der TäterInnen. Die Verbrechen des Nazi-Regimes haben bei den Überlebenden tiefe Verletzungen der Psyche hinterlassen. Sozialwissenschaftliche Forschungen zeigen, dass Traumata auf Angehörige nachfolgender Generationen übertragen werden können. Dabei werden sie auch innerhalb der Familien zum Teil nicht nur unterschiedlich, sondern auch gegensätzlich empfunden. Der Vortrag geht der Frage nach: Wie beeinflusst die Shoah das Leben der Nachkommen von Opfern und TäterInnen noch heute? Und wie prägen die Verbrechen des Nazi-Regimes ihre Identität?

Dr. Marie-Luise Conen ist Psychologin und seit rund 40 Jahren als systemische Einzel-, Paar- und Familientherapeutin tätig. Gemeinsam mit Hilde Weirich veröffentlichte sie 2010 die Publikation „Jüdische Familien von der Mittelmosel. Lebensläufe von 1714 bis zur Gegenwart“. Mit professionellem Blick schaut Conen auf Aspekte transgenerationeller Traumaweitergabe und die Folgen der Shoah für unsere Gegenwart. 

 

Aus neuer Perspektive: Spuren deutsch-jüdischen Lebens
Ein Fotoworkshop gegen das Vergessen
Zeit: 22. bis 25. Januar
Ort: In Schulen des Rhein-Hunsrück-Kreises

Können Fotografien eine Verbindung zur Vergangenheit herstellen? In Rheinland-Pfalz finden sich zahlreiche Spuren des einst reichen jüdischen Lebens. Zum Teil verborgen und durch die Zeit überlagert, verändert oder zerstört, speichern und bewahren sie Geschichte. Können Bilder diese wieder sichtbar machen? Diese und weitere Fragen sind Ausgangspunkt eines zweitägigen Workshops mit dem israelischen Fotokünstler Allon Zaslansky.

Zaslansky studierte am Hassadah College for Technology in Jerusalem, unterrichtet Fotografie und nutzt diese als Medium, um mit Jugendlichen über persönliche und gesellschaftliche Themen wie Fremdheit, Konflikt, Identität oder auch den Holocaust ins Gespräch zu kommen.

Im Workshop lernen Schülerinnen und Schüler technische Grundregeln der Fotografie und des Bildaufbaus mit dem eigenen Smartphone: Wie können Themen fotografisch bearbeitet werden? Die intensive Auseinandersetzung mit dem Bildthema ist Anstoß zur inhaltlichen Reflexion unserer deutsch-jüdischen Vergangenheit. Die erarbeiteten Ergebnisse werden gemeinsam besprochen und diskutiert, und werden damit Ausdruck aktiver Erinnerung.

Die Ergebnisse des Fotoworkshops werden anschließend in einer Ausstellung präsentiert.